Donnerstag, 2. Januar 2014

r.i.r.


Noch ist Winter, auch wenn im Siebengebirge die Vögel zwitschern als wäre morgen März. Tausende von geöffneten Bucheckern (Fagus cupula) knistern unter den Füßen der Waldläufer und bei einem Windstoß erheben sie sich zu kleinen gemeinen Schwärmen. Sie sirren wie Hornissen um die Bäume und kratzen an der Hülle von allem das etwas Weiches birgt, denn das Weiche hat hier im Winter nichts zu suchen. Ungeschützt trocknet es aus oder verweht. Wenn man genau hinsieht oder ein wenig unter das trockene Laub greift, liegen hier überall silberne Kapseln, die leise klingen wenn niemand zuhört. Innen drin sind Körper aller Art, Leben halt. Sie befinden sich in der so genannten r.i.r. (reduced inward reflection) Phase, in einem geschlossenen System, einem Kokon, aus dem dann zu gegebener Zeit etwas anderes schlüpft als sich vorher eingesponnen hat. Wie die Metallhülle entsteht weiß ich nicht, nur dass sie sehr fest ist und man sie auch mit einem Bolzenschneider nicht aufkriegt. Später reicht dann einfach die Gewebespannung von innen, das Ding platzt auf und heraus kriecht das definiert vorbestimmte Hübsche oder Hässliche, Geschöpfe halt. Der Winter und die Gefahr sind dann vorüber.

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