Mittwoch, 21. Mai 2014

Fertich!

Dieser Blog endet heute.

Großer Dank an alle die gelesen haben und allen Mitwirkenden.

Neee, ich höre nicht auf zu schreiben, brauche aber mal Tapetenwechsel. Transformation is over :-)

Ihr findet mich jetzt hier: SUBSTANZ 
(sollte der link nicht gehen: http://peggiliebisch.wordpress.com)

see you there.

Freitag, 9. Mai 2014

Hase


Bin ganz mit Schokolade überzogen. Das ist ein komisches Gefühl. Ungewohnt. Unbewohnt. Innen hohl. Nein, gefüllt. Schwer angereichert mit Mandeln, Marzipan. Schmecke meine eigene Füllung. Süß und bitter. Das ist ein Experiment. Zeige ich mich von meiner Schokoladenseite. Lasse mich auch vernaschen wenn´s unbedingt sein muss, ist sowieso nur eine Metapher. Die Stylistin packt mich außerdem noch in Goldfolie. Sie kann es nicht lassen. Will dass ich glänze. Stell mich in die Sonne, dann schmelze ich. Die Folie flattert im Wind. Werde warm wie die Überlebende einer Lawine. Innen Silber- außen Gold, High Tech Rescue Decke. Ein Schneehase kommt und knabbert mich an. Wusste nicht dass Hasen Schokolade mögen. Nur dass sie ihre Form leihen. Mein Telefon summt. Die Stylistin spricht hinein und sagt sie kann jetzt nicht. Ich habe Hunger auf etwas Grünes, Avocado (Persea americana) wäre gut. Fühlt sich als Füllung fast genauso an, vielleicht etwas cremiger.

Montag, 5. Mai 2014

Epizentrum


Helmut mein Friseur und die Stylistin streiten sich. Über mich. Helmut meint Gold steht mir nicht. Er will wieder zurück auf mehr Braun oder dunkles Amber wie er es nennt. Ich sitze vor dem Spiegel, betrachte mich und die Streitenden hinter meinem Rücken. Sie berühren mein Haar, halten kleine Kärtchen an meine Haut und streichen über den Stoff meines Shirts. Die Stylistin will gerne an den Farben festhalten, aber sie sind so flüchtig wie das Parfum, das ich aus irgendeinem Grund noch in der Nase habe. Ich muss all meinen Willen aufbringen, das Epizentrum meines Geruchsinns nicht mit diesem Duft zu füttern. Fest schaue ich mir in die Augen. Der Spiegel wirft ein Blaugrau zurück, es erinnert mich an ausdauernden Lein (Linum perenne) auf steinigem Boden. Bin gespannt was die aus mir machen. Innen bin ich fertig und es ist mir egal ob die Fassade dazu passt. Wirken soll sie, blenden. Das spricht eigentlich wieder für Gold. Haha. Ganz schön schwierig. Gut, dass die beiden das entscheiden. Meine karminrot geschminkten Lippen lächeln mich an.

Dienstag, 29. April 2014

Goldlack


Seit ich die goldenen Haare habe fühle ich mich richtig gut. Alles geht leicht von der Hand als wäre ich verzaubert. Bin ich verzaubert? Wer mich sieht lächelt mich an und einige fragen mich wie der Goldton meines Haars heißt. Cool. Das kann man kaufen also bin ich nicht verzaubert. Wäre auch blöd, denn ich will dass diese Phase real ist auch wenn sie nicht lange anhält. Schnell wird es mehr Frauen mit diesem Gold geben, vielleicht auch einige mutige Männer und dann guckt niemand mehr so neugierig. Es ist ja sowieso nur eine Stylingvariante von vielen, die ich demnächst noch ausprobieren werde und auf die ich mich freue. Ich will aber jetzt noch nicht daran denken sondern den Glanz genießen, der sich von dem äußeren Schein ins Innere absetzt. Ich ahne, dass die kleinen Goldpartikel viel länger durch meinen Körper flitzen als die Farbe auf meinem Haar hält. So als lackierten sie mich von innen. Goldlack (Erysimum cheiri). In der Blumensprache steht Goldlack für Sehnsucht bzw. „Ich sehne mich nach dir“.

Sonntag, 27. April 2014

glamour oder cool


So heißen die beiden Goldtöne zwischen denen ich mich entscheide. Seit ich die Stylistin kenne weiß ich dass es verschiedene Goldtöne gibt. Davor war alles einfach Gold. Obwohl ich natürlich schon Weiß- und Rotgold kenne, dieses Wissen aber nur mit Schmuck in Verbindung bringe und da ich keinen Schmuck trage, ist das irgendwie ein Wissen aus der Vergangenheit. Sie empfiehlt mir Gold zu meinem Teint. Sie will dass ich andere Farben trage als bisher, das ist nicht so schwer denn eigentlich war das hauptsächlich schwarz. Dass mir blau nicht steht weiß ich schon. Blau macht mich blass. Es zieht die Farbe aus meinem Gesicht. Alle Arten von Blau. Rot ist mir sowieso lieber, da kann ich sogar auf der Hautoberfläche spüren wie es wirkt. Die Energie fließt aus einer unerschöpflichen Quelle unentwegt aus mir heraus und bildet eine fette rosa Aura. Ich bin froh, dass andere sie nicht sehen können. Rosa wie rosa Rosen (Rosa canina), aber sie duftet nicht. Ich kann nur meine eigene Aura sehen und die nur von innen, die von anderen sehe ich nicht. Manchmal ist meine so groß, dass ich lieber auf Distanz gehe, damit ich sie nicht irgend jemandem versehentlich überstülpe. Wer will das schon. Ich entscheide mich für cool.

Montag, 21. April 2014

verflochten


„Mir gefällt was du gerade spielst.“
„Einsame Blumen von Schumann.“
„Interessanter Titel, er war wohl auch ein großer Poet.“
„Du überlegst jetzt wahrscheinlich, welche Blumen er im Sinn hatte, oder?“
„Vielleicht Buschwindröschen (Anemone nemorosa), die blühen gerade überall.“
„Magst du das Stück Verrufene Stelle hören? Das hat auch eine Verflechtung zu Blumen.“
„Hm, düster und melancholisch. Weißt du, dass musizieren und dichten die gleichen Netzwerke im Gehirn aktiviert?“
„Echt?“
„Ja, wenn ich durch den Wald laufe und wohlklingende Schachtelsätze konstruiere, habe ich Musik im Kopf.“
„Und wenn du rennst drohen dich die Stabreime zu erschlagen.“
„Bleibe doch lieber romantisch.“
„Okay, hör gut zu. Eine kleine Elfe für dich.“

Donnerstag, 17. April 2014

vorzugsweise rot

Langsam löse ich mich aus der nächtlichen Umklammerung und betrachte die Sonnenpunkte auf meinem Arm. Gold. Licht. Meine Gedanken ziehen zum Fluss und strömen mit ihm zur Mündung. Das Meer rauscht im Wind. Meine Träume surfen auf der Brandung und versprühen dann. Zum Frühstück gibt es Gelächter und ein Funkeln in den Augen, Müsli mit Kokosflocken und den besten Kaffee der Welt. Mein Körper ist leicht wie eine Feder und schwebt gegen jede Regel weit über der Erde. Von oben sieht die Idylle aus wie sie sich unten anfühlt. Ich gehe wieder runter. Es gibt keinen harten Boden der Tatsachen. Die Landung ist weich. Ich kenne die Gegend und sie kennt mich. Neben all den Palmen, die über Nacht gewachsen sind, blühender Flieder (Syringa vulgaris) in den Farben blau über rot bis weiß, vielfach verwildert, Blätter herzförmig, schnitzbares Holz, gut polierbar. Gut gemischt ergeben diese Zutaten ein duftendes Fliederbett, vorzugsweise in Rot.

Dienstag, 15. April 2014

Déjà-vu


In der Haarnadelkurve blitzt kurz etwas auf, eine Kupfermünze. Als ich sie fast berühre bewegt sich etwas in meinem Augenwinkel und ein Déjà-vu schüttelt mich. Es ist ein heftiges Déjà-vu, eine Begegnung mit etwas Wildem. Verwirrt richte ich mich auf und schaue mich um. Nichts. Wahrscheinlich nur ein Produkt meiner Phantasie. Vielleicht auch ein Fragment aus der Erinnerung oder eine ungeordneter Mix aus dem Kurz- und Langzeitgedächtnis. Warum gaukelt mir mein Gehirn das Wilde vor? Will es mich täuschen, indem es mit meinen kostbaren Schätzen jongliert. Es denkt wie immer es sind auch seine und will mal wieder alles teilen. Manchmal geht mir seine symbiotische Anhänglichkeit ganz schön auf die Nerven. Wobei, die Déjà-vus haben schon ihren speziellen Reiz, das muss ich zugeben, vor allem, wenn mein Körper kurzfristig von Gänsehaut überzogen wird. Meine Augen scannen den Boden nach Wiederholung ab, doch sie sehen nur einen Teppich aus Glücksklee (Oxalis tetraphylla).






Donnerstag, 10. April 2014

Roter Apollo


Intelligenz braucht eine stimulierende Umwelt, sonst kann sie sich nicht entwickeln, das gilt auch für Hunde. Die schlaue Frau hat einen klugen Hund, weil sie immer zusammen unterwegs sind. Zum Beispiel dort im Siebengebirge, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, das Wild über die Wege wechselt und der Hirsch röhrt. Auf den kleinen Pfaden, wo sie mit viel Glück dem roten Apollo begegnen, diesem stark bedrohten und streng geschützten Schmetterling aus der glamourösen Familie der Ritterfalter. Für die Frau und den Hund ist der Falter tabu; sie erfreuen sich an seinem Anblick und sollte gerade zufällig eine Läuferin wie ich vorbeitraben, passen sie auf dass ihm nichts passiert. Sie stellen sich wie eine Mauer vor die Frauendistel (Carlina acaulis) und lassen ihn in Ruhe Nektar saugen. Wen kümmert es schon, dass die Distel früher für die Behandlung von Schweinekrankheiten eingesetzt wurde, das ist nur so eine Spezialinformation für intelligente Hundebesitzerinnen.

Montag, 7. April 2014

Markenmelone


Ich liebe diese Inszenierung. Paul Spinat, prominenter und stolzer ehemaliger Eigentümer von Schloss Drachenfels, fährt mit seinem goldenen Rolls Royce durch das Siebengebirge. Neben ihm sitzt Andy Warhol und im Fonds seit neuestem Lady Gaga. Wer das nicht mit eigenen Augen sieht, glaubt die Geschichte nicht. Aber sie ist wahr, okay, abgesehen von Lady Gaga, die ist sozusagen das Zugeständnis zur Gegenwart und absolut stimmig. Paul Spinat trägt einen seiner vielen Hüte, eine Melone und versucht in schlechtem Englisch Konversation zu machen. Das Bad English stört die Stars nicht, sie sind es gewöhnt. Außerdem sind sie hin und weg von der Schönheit der blühenden Streuobstwiesen und äußerst kreativ im Versuch, dieses schwierige Wort im Original auszusprechen. Sie legen ihre Picknickdecke unter einen Kulturapfelbaum (Malus domestica), blicken in den weißgetupften Himmel und schlürfen Pauls Spezialcocktail. Selten ist ihnen eine Ruhe wie diese vergönnt, eine Idylle, die sich tief in ihre Herzen senkt und die sie dazu bewegen wird, der Einladung Spinats auch nächstes Jahr zu folgen.

Donnerstag, 3. April 2014

Reiseis


Die totale optische und auch ansonsten kognitive Täuschung ist Reiseis. Das nach Rosenwasser duftende Häufchen Halbgefrorene verspricht eine zarte Berührung mit der Zunge. Die weiße Farbe suggeriert Reinheit und Unschuld, die gedankliche Verbindung von Reis mit Süß weckt Kindheitserinnerungen an Mamas Milchreis (das ist nicht für alle eine schöne Erinnerung, ich weiß). Ich sitze also mit meinem Freund, dem Ex-Banker im Gartenlokal und freue mich wie eine Prinzessin auf das Dessert. Ich kann die Augen gar nicht von ihm abwenden, denn er trägt seine Haare jetzt schulterlang und sieht aus wie früher Winnetou. Ich habe Winnetou geliebt. Und irgendwie mag ich lange Haare bei Männern, aber natürlich nur wenn sie glänzen wie die Blütenblätter der vortrefflichen Tulpe (Tulipa praestans). Die Leute, die an unserem Tisch vorbei gehen, schauen uns an. Jetzt wird das Reiseis serviert. Der erste Bissen bleibt mir im Hals stecken, mein Gehirn rebelliert. Spuck aus! brüllt es, doch meine Manieren siegen und ich schlucke einmal. Die Kellnerin schickt den Koch raus, der erklärt die Authentizität der Nachspeise und der Ex-Banker muss sich beherrschen ihm nicht das Tellerchen auf die Schürze zu schmieren. 

Montag, 31. März 2014

to unbrainwash


„Ich habe heute meine alte Klavierlehrerin getroffen.“
„Oh, und?“
„Sie hat mich gefragt, ob ich glücklich bin. Sie riet mir früher im Musikunterricht, wenn ich im Leben glücklich werden will, dann soll ich immer genau das Gegenteil davon machen was mir mein Gehirn sagt.“
„Und? Hast du ihren Rat befolgt?“
„Du kennst mich doch!“
„Ja, du bist leichtsinnig, impulsiv, abenteuerlustig und absolut liebenswert. Bist du auch glücklich?“
„Aber ja! Meistens jedenfalls.“
„Zurzeit nicht?“
„Es geht. Ich habe mich ein wenig in Konventionen verstrickt.“
„Und dein Gehirn verlangt Gehorsam, ich kenne das.“
„Ich hasse das!“
„Aber du kannst es austricksen und du weißt auch wie, oder?“
„Haha, ja klar! Gib schon her, das kleine Beutelchen!“
„Erstaunlich, dass sich ein so komplexes Gebilde mit ein wenig Süßholzraspeln (Glycyrrhiza glabra) beeinflussen lässt.“

Mittwoch, 26. März 2014

Schaflos in ...


... davon kann ich nur träumen. Schon früh wurde ich zu Sozialisationszwecken in die Herde geschickt, allein. Und natürlich sieht man auf den ersten Blick, dass ich nicht dazu gehöre, auch wenn ich in die gleiche Richtung laufe. Aber so ein Mitlaufen hinterlässt  Spuren, bei beiden Spezies: Die Schafe entwickeln eine Art von Toleranz gemäß ihres angeborenen Musters „Schwarzes Schaf“ und ich gebe ernsthaft dem blauen Schaf eine Chance, das behauptet es sei mein wahres Ich. Das geht natürlich zu weit, obwohl ich mein Interesse für gute Gräser wie die gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) nicht verhehlen kann. Auch meine Vorliebe für hundertprozent Schurwolle ist ein Indiz, aber das war es dann auch schon. Alles andere schafartige Verhalten dient eher der Ausrede ganz zu schweigen von den Balken in den Augen. Meine neue Taktik ist einfach stehen bleiben und sie an mir vorbeiziehen lassen. Denen fällt das nicht einmal auf und ganz ihrer Schafnatur entsprechend drehen sie sich auch nicht um. Jetzt sind wir uns los, oder. 

Sonntag, 23. März 2014

Felspartie


Kreuzbergs Wirtschaft Tal der roten Traube ist alles andere als beschaulich. Ich folge Elise auf einem steinigen Pfad zur hoch gelegenen Burg, die Steillage ist atemberaubend. Zum Wummern der Bässe pfeifen wir in die Luft und riesige Raben kommen geflogen. Einmal auf den Zinnen gelandet werfen sie ihre glänzenden Federn ab und lächeln uns zu. Elise nimmt meine Hand und führt mich zur Bar. Sie plaudert über ihr Begehren als wäre es ein Waldspaziergang, doch ich spüre die Dornen auf der Bergseite und das brüchige Geröll auf der Talseite. Dazwischen ist ein spektakulärer Korridor mit herrlicher Vegetation, rosa Pfirsichblüten (Prunus persica) zarter als die weißen Schlehenblüten, verführerisch wie die ersten lindgrünen Knospen der knorrigen Weinstöcke. Ich sage zu Elise irgendetwas stimmt hier nicht, es gibt zu viele Adjektive. Ihre Augen funkeln mich an, aah du hast es gemerkt, das alles hier ist nicht echt, nur eine Kulisse, ein Spiel, eine Aufmerksamkeit, aber trotzdem schön oder? Ich nicke.

Donnerstag, 20. März 2014

Schnee von gestern


Das Signal ist überraschend klar sagen die Nachfolger von Albert Einstein. Sie sehen ein deutliches Abbild der Gravitationswellen von direkt nach dem Urknall vor 14 Milliarden Jahren. Dieser Schnee von vorvorgestern verschleiert sogar auf unseren Fernsehern die Sicht. Ich habe es geahnt, flüstert mir mein Gehirn zu, das mit dem Treibholz im Fluss des Vergessens klappt nicht. Es spricht mal wieder in Rätseln doch ich glaube ich weiß was es meint. Egal was ich mache oder was ich versuche nicht mehr zu tun, die Wellen des Erlebten holen mich wieder ein und nicht nur mich sondern einfach alle, auch die Pflanzen inklusive Flechten (Lichen), alle Tiere und sonstigen Wesensformen. Wenn ich es mir recht überlege, teile ich die Begeisterung der Astronomen, die jetzt andächtig zuhören, was ihnen die Signale aus der frühen Phase des Universums erzählen und sich dann darüber streiten ob es nur ein, also unseres, oder noch andere Universen gibt, die jetzt auf ihre Art diese Entdeckung feiern, sich mit buntem Sternenstaub bewerfen oder so.


Montag, 17. März 2014

Bella


Die Hitze ist die Hölle. Ich fühle mich wie im Körper von Bella aus Twilight, die auf fünfzig langatmigen Romanseiten extrem schmerzhaft zu einem Vampir transformiert. Immer wenn der Schmerz als quasi unerträglich beschrieben wird, steigert er sich auf der nächsten Seite noch einmal um mindestens das Doppelte und das also ca. 50 Mal hintereinander. Äußerlich ist Bella nichts anzumerken, in ihrem blauen Seidenkleid liegt sie friedlich auf der Unterlage während es in ihrem Innern tobt, das heißt alle Zellen, Sehnen und alles Gewebe werden mit Vampirgift versiegelt und für das zukünftige untote Leben präserviert. Ihre Vampirfamilie steht mit roten Augen um sie herum und wundert sich, dass Bella nicht schreit, tobt oder zittert. Ich glaube das ist bei mir auch so und zwar, weil ich mich schon lange auf diesen Brennvorgang vorbereitet habe, dass mich nichts, aber auch rein gar nichts davon abhalten kann diese Qualen durchzustehen und das obwohl ich (wie Bella) nicht genau weiß, was am Ende herauskommt, außer dass ich wahrscheinlich kein Vampir sein werde. Jetzt sticht jemand mit einem Feuerdorn (Pyracantha) brutal in mein Fleisch und sagt, halt durch, du musst noch etwas weiter schmoren.

Samstag, 15. März 2014

no mosquito

Meine Tochter und ihre Freundin verteilen kleine australische Glückspäckchen. Sie riechen nach Zimt und Vanille (Vanilla planifolia), nach Mango und Passionsfrucht, nach Freiheit und grünem Meerwasser. In ihrem Gepäck ist ein neues Leben. Die Erleichterung, mit Malaysia Airlines von Kuala Lumpur geflogen zu sein und nicht in einem verschwundenen Flugzeug zu landen, ist mit Händen zu greifen. Sie weinen Freudentränen, dann lachen sie wieder und sind schöner als jemals zuvor. Wie sie es gemacht haben, diese warmen Temperaturen mitzubringen, um ihre goldene Haut nicht unter kratzigen Pullovern verstecken zu müssen, verraten sie nicht. Sie hängen Moskitonetze über ihre Betten und schlafen, schlafen, schlafen bis sich ihre exotischen Träume mit dem Kölner Frohsinn zu einem jecken Cocktail vermischen. Dann trinken sie Erdbeersekt und essen Mettbrötchen. Welcome back!



Montag, 10. März 2014

Feigenbaum-Konstante


„Ich habe etwas Wichtiges entdeckt.“
„Ach ja, was denn?“
Das Chaos ist eine fundamentale Konstante in meinem Leben.“
„Das glaube ich nicht. Was du als Chaos bezeichnest ist der ganz normale Wahnsinn.“
„Diese wirbelnde Dynamik soll normal sein?“
„Sei doch froh! Langeweile wäre viel schlimmer. Ich finde es hochinteressant was so alles passiert.“
„Jedenfalls habe ich einen Feigenbaum (ficus carica) gepflanzt. Er hat schon Knospen.“
„Kein Wunder bei dem Wetter.“
„Der Baum schließt diese auffällige Lücke in unserem Garten wo früher die Satellitenschüssel stand.“
„An der alten Steinmauer? Ein schöner Platz. Warum Feige und nicht Apfel?“
„....oder Kirsche? Ich weiß nicht, es war eine spontane Entscheidung.“
„Haha, siehst du, das ist der Unterschied!“

Sonntag, 2. März 2014

Traumfrau


Mein Freund der Ex-Banker (und Ex-Zombie) erzählt mir von seiner Traumfrau, also der Frau von der er träumt. Da man Träume ja (noch) nicht steuern kann wie in Inception zum Beispiel, kann er auch nix dafür, dass es in seinen Träumen so richtig zur Sache geht. Ich frage ihn erstaunt ob er nicht Traum mit Fantasie verwechselt. Er lacht sein schönes entspanntes Lachen, das er erst so lacht seit er aus der Bank raus ist und meint das wäre ihm egal weil er ist froh, dass diese Frau nur in seinen Träumen ist und nicht irgendeine die er kennt. Denn dann würde er wahrscheinlich immer Ausschau nach ihr halten und das würde seine Ehefrau merken, er ist ja glücklich verheiratet und auf noch einen Ex-Titel hat er keine Lust. Er schildert sehr anschaulich einige Details in seinen Träumen und er und ich werden abwechselnd rot und müssen schnell einen Schluck Krambambuli (Juniperus spirituosus) trinken, aber trotzdem ist es ihm oder mir nicht peinlich, denn seit wir uns erzählen was wir so träumen waren da schon echt viel abgefahrenere und peinlichere Sachen dabei. 

Donnerstag, 27. Februar 2014

Jelängerjelieber


Es gibt tatsächlich eine Pflanze, die heißt Jelängerjelieber (Lonicera caprifolium). Normalerweise schreibe ich ja nicht über Pflanzen an sich, doch diese hier löst eine Flut von Assoziationen bei mir aus und ich kann mich gar nicht entscheiden, welches Jelängerjelieber ich mir näher ansehe. Konditioniert in systematischer Vorgehensweise erstelle ich eine Prioritätenliste: 1. Sex (keine Namen J) 2. Urlaub (Australien) 3. Spaghetti (DeCecco) 4. Sommer (Australien) 5. Snowboardabfahrt (Nebelhorn) 6. Wanderweg (E 5) 7. Roman (Matter, Iain Banks)
8. Messer (Solingen) 9. Abgang beim Rotwein (Amarone)
10. Mittagspause (beim Italiener) 11...(äh ja, jetzt wird es langweilig). Außer Konkurrenz: Liebe (Andi). Ich frage mich, wer die Pflanze warum so genannt hat, ob es aus einer in meiner Liste genannten Laune heraus geschah, etwa beim Mittagessen beim Italiener auf einer Sommerterrasse, die von diesen duftenden Büschen umsäumt ist. Nach drei Gläsern Wein benennt der Täufer das wohlriechende Geißblatt um in Jelängerjelieber, wohl wissend, dass die Pflanze olfaktorisch darüber hinwegtäuscht, dass die giftigen Wirkstoffe Xylostein und Saponine ihrer roten Beeren im menschlichen Organismus Brechreiz und Leibschmerzen hervorrufen; für Leute, die drauf stehen jelängerjelieber.


Sonntag, 23. Februar 2014

Phoenix


John ist Feuerkünstler. Er unterstützt mich in der Endstufe meiner Transformation. Als ich ihn um Hilfe bitte sagt er du kennst doch das Feuer besser als ich. Ja, aber ich kann es nicht so gut kontrollieren und brauche ein paar professionelle Tipps. John betrachtet prüfend meine Vorbereitungen und nickt anerkennend. Dann mal los. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, dass ich mich zurzeit semantisch im Wasser bewege und ein abschließender Wechsel in ein anderes Element heikel ist, wenn nicht gefährlich. Gefährlich ist gut sagt John und lacht. Er kennt viele Arten von Flammen, die blauen, die gelben und goldenen, die gierigen und gleißenden, die lautlosen und die explodierenden. Für mich entzündet er eine neue: die superheiße. Sie ist in der Lage meinen Kokon zu sprengen ohne den Inhalt zu verletzen. Der Inhalt bin ja auch ich, haha, auch wenn ich noch nicht weiß, was genau ich bin. Aber eine schwarze verkohlte Masse will ich nicht sein. Du wirst überrascht sein was aus der Hitze entsteht, sagt John. Atme diesen Rauch ein. Er reicht mir einen glühenden Stengel Dattelpalme (Phoenix dactylifera) und fängt an. 

Mittwoch, 19. Februar 2014

großartig


„Wie weit bist du mit deiner Regenerationstherapie?“
„Hm, ich weiß nicht genau. Die Behandlung mit Wärme scheint anzuschlagen.“
„Wie macht sich das denn bemerkbar?“
„Na ja, ich bin irgendwie fröhlicher.“
„Soso, irgendwie fröhlicher...“
„Mach dich bloß nicht lustig über mich, du steckst ja auch noch mitten in der Transformation. Oder habe ich etwas verpasst?“
„Nein, stimmt. Ich nehme jetzt Transferasen.“
„Klingt eklig, was ist das?“
„Das sind Enzyme zur Übertragung von bestimmten Atomgruppen.“
„Bist du sicher, dass dir das nicht schadet?“
„Im Gegenteil. Ich fühle mich großartig. Als hätte ich Rauschbeeren (Vaccinium uliginosum) gegessen.“
„Ich hätte Angst vor einer Regression.“
„Gegen die Angst nehme ich Regulatorproteine.“
„Vielleicht solltest du es mal mit Wärme versuchen.“

Samstag, 15. Februar 2014

wo bin ich


Meine Zahnärztin hypnotisiert mich. Sie sagt bei mir braucht sie nur mit den Fingern schnippen und schon bin ich weg. Dann behandelt sie in aller Ruhe meine craniomandibuläre Dysfunktion, das klingt schlimmer als es ist. Sie hat das schon öfter gemacht. Also, auf jeden Fall bin ich dieses Mal irgendwie in einer Art Zwischenwelt hängengeblieben und okay, es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre, mein subjektives Schmerzempfinden ist gleich null und sämtliche Blockaden scheinen überwunden – alles cool und tropisch inselmäßig. Nach und nach stellen sich die Sinne wieder ein und mein Gehirn tut mir den Gefallen und fragt wo bin ich. Während es sein ganzheitliches Testverfahren durch meinen Körper schickt betrachte ich mich im Spiegel, rotes T-Shirt mit grüner Salakpalme (Salacca zalacca), Haare etwas länger als vor meinem Termin und silberne Flipflops. Ich lächle mir zu, bewundere meine perfekten Zähne und beiße damit in eine Schlangenhautfrucht, lila Saft spritzt auf den Boden. Wanderameisen lecken ihn mit ihren kleinen rosa Zungen gierig auf. Mein Gehirn rollt mit meinen Augen und findet es reicht jetzt. Es ist und bleibt mein persönlicher Spielverderber.