Elise ist auf Station 4 und ich schleiche nachts
heimlich durch den Flur zu ihr. Die Wände haben die Farbe von Moos und durch
die Fenster können wir den dunklen Wald sehen. In unseren langen weißen
Nachthemden spielen wir eine Runde Tischtennis und um uns an die Garderobe zu
gewöhnen, hüllen wir uns in altmodischer Manier in seidene Kimonos und kichern.
Der Pool im Keller ist unheimlich, er ist grün gekachelt und sein Boden ist
nicht zu sehen wie bei den moorigen Teichen da draußen in dieser Landschaft,
die eigenartig still und verwachsen ist. Elise und ich sind nur selten beide
gleichzeitig am Set und die düstere Stimmung des Drehbuchs überträgt sich auf
uns trotz der vielen Muntermacher, die sich echt Mühe geben, aber irgendwie
nicht zu uns durchdringen. Sind wir oder sie Kunstfiguren, gibt es die
Katzenfrau wirklich und ist der Nebel echt, durch den die Rehe im Morgengrauen
laufen? Noch ein paar Tage und die Irritation wird sich in unseren Augen
spiegeln wie die Kerzenbeleuchtung im Zeichenunterricht; was real ist und was
nicht wird nicht mehr so leicht zu unterscheiden sein und genau so ist es
gewollt. Wir sollen Grenzen überschreiten, wenn wir unsere Rollen spielen. Mit
dem Ellenbogen stoße ich Elise an, deute auf ihren Kaktus (Optunia vulgaris)
auf dem Nachtschränkchen und erinnere sie daran, dass in seinen Stacheln die
Wahrheit steckt.
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