Freitag, 10. Januar 2014

Transplant


In unserem Drama tun wir Dinge die es nicht gibt. Wir lügen über das was wir nicht sehen, haben Spaß am Augenblick und unsere Geschichten sind jeden Tag anders. Der Nonsens befreit unsere Seelen. Die Darbietung mit Sinn zu füllen obliegt denen die gerne und ausgiebig interpretieren, sie dürfen die Handlung im Nachhinein rechtfertigen und weichzeichnen wenn sie wollen. Elise trägt heute den OP-Kittel einer Oberärztin und ist dabei mein Herz auszutauschen. Bei der Untersuchung fand sie dass es zu zaghaft schlägt und ich nicke heftig, gerne hätte ich ein anderes Herz wenn das geht. Klar, kein Problem, sie hat ein schönes wildes Herz auf Lager und das kann ich haben. Ich bin voll in der Lachgasnarkose und amüsiere mich über Elises konzentriertes Gesicht. Was machst du mit meinem alten Herz, frage ich. Es wird erst einmal eingefroren bis ich mich an mein neues gewöhnt habe und mein Gehirn es akzeptiert hat; das müsste eigentlich kein Problem sein, denn mein Gehirn stand mit dem alten Herz auf Kriegsfuß, ständig waren die beiden unterschiedlicher Auffassung, hoffentlich ändert sich das jetzt. Elise näht den Schnitt im Stil der unbeachteten Rose (Rosa omissa) wieder zu und stellt damit die Harmonie zwischen außen und innen her. Mit blutverschmierten Fingern drückt sie meine Hand und wünscht mir viel Glück. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen