Freitag, 18. Oktober 2013

Abbitte


Unmittelbar nach dem Sonnenuntergang fliegen heute Fledermäuse ihren Zickzackkurs. Sie steigen aus den dunklen Bäumen empor und sind gegen den Abendhimmel gut zu erkennen. Ihren Flug zu verfolgen macht mich schwindlig. Ich bin schon den ganzen Tag wacklig auf den Beinen, vielleicht liegt es an meiner Verabredung heute Nacht. Siegfried, Held und Vampir, will mir im Wald etwas zeigen. Ich gehe nachts nicht so gerne in den Wald, auch wenn mir mit ihm nix passieren kann. Die Eicheln prasseln durch die Äste wie kleine Kampfgeschwader, das Laub raschelt, Äste knacken. Noch hat Siegfried nicht mein Blut getrunken, obwohl das irgendwie in der Luft liegt. Es ist fast Vollmond und silbern glitzern die feuchten Stämme der Buchen (Fagaceae). Wir treffen uns an einem alten Gemäuer, er nimmt meine Hand. Komm. Was kann denn hier interessant für mich sein, denke ich. Wir stehen vor einem Engel aus Stein, seine Augen sehen mich an. Er kann dich verstehen, sagt Siegfried, bitte ihn um etwas. Ich bitte ihn um Vergebung.

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