Mittwoch, 25. Dezember 2013

fake


Mein Schlafgefährte schenkt mir ein fake Igelfell zu dem fake Fledermausfell vom letzten Jahr. Es sind aus Wolle gewirkte Kunstobjekte einer japanischen Filzerin, bei der er auch das Atmen lernt. Seit er sowohl die Theorie als auch die traditionelle Beherrschung von Luftströmungen kennt, hat sich seine Gestalt verändert, sogar im Schlaf. Gerade wie ein Pfeil liegt er auf seiner Seite und gönnt uns höchstens mal eine kleine paradoxe Winkelabweichung nach Archer, ich weiß nicht was ich auf Dauer davon halte. Richtig schön jedoch finde ich die Wollprodukte von fake Tierfellen, sie haben etwas Archaisches und sind gleichzeitig Pop. Mein neues fake Igelfell zum Beispiel ist dem Winterkleid des ostmongolischen Steppenigels nachempfunden und ich könnte mir vorstellen, dass ich nächstes Jahr vielleicht ein fake Wolfsfell geschenkt bekomme, denn ich lese gerade dieses tausendseitige Buch über die Ausrottung der chinesischen Wölfe und so ein japanisches Kunstwerk ist ja immer auch ein politisches Statement. Während ich mich also nachts nach meinem Gefährten ausrichte und der ersehnte Schlaf ausbleibt, zähle ich Wolfsaugen (Lycopsis arvensis) in fake Schafspelzen.

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