Sonntag, 24. November 2013
orientierungslos
Obwohl mein Sinn für Orientierung sonst ziemlich gut ist, kann ich nicht zwischen
unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden. In meiner Verwirrung brennt mir der Toast an,
Gläser gehen zu Bruch und ich renne dreimal am Tag gegen die gleiche Tür. Die
vertraute Topologie meiner Umgebung wird zu einem weißen Fleck auf der
Landkarte, aber mein Forscherinnengeist weigert sich zu forschen. Er will sich
lieber im Weiß verlieren, schneeblind, mit Eisbären und Rentieren durch das Eis
schlittern und auf Schollen surfen. Mein Geist spinnt, sagt mein Gehirn. Doch
dem traue ich zurzeit nicht, weil es nur konventionelles Gesülze von sich gibt,
Sachen wie früher war alles besser und so. Andi findet das sehr amüsant und lockt
mich in Fallen, die er so kennt; gerade hänge ich kopfüber an der Decke, meine
Haut ist Fell und meine Ohren lang. Das Blut rauscht durch meinen Kopf, mein
Gehirn schreit mich an ich soll damit aufhören. Ich schaue auf meinen
zweidimensionalen Teppich mit nur einer Kante und einer Fläche und frage mich
ob das der Boden der Tatsachen ist. Das Pflanzenmotiv darauf sieht aus wie ein
Frauenschuh (Cypripedium calceolus).
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