Sonntag, 8. November 2009

Kommt doch rein!



In dieses Starbuckscafé kommen nur schmale Personen bis fünfzig Kilo. Alles ist eng und klein und Diät. Der Karamelmacchiato ist kalorienreduziert, damit das Café seine Stammkundinnen nicht verliert. Meine Tochter, ihre Freundin und ich sind rein zufällig hineingeraten und da wir beim Betreten der im Boden eingelassenen Body-Mass-Index Kontrollplatte keinen Alarm ausgelöst haben, ist es für uns, als würden wir in ein ganz normales Starbucks gehen. Der gutaussehende Kaffeezubereiter zaubert uns Herzen auf den Milchschaum und bringt uns mit tänzelndem Schritt die Tassen. Erst, als wir unsere Jacken ausziehen, merken wir, wie eng es ist. Die Tische und Stühle, leider keine Loungesessel, stehen so dicht, dass unsere Rippen im Sitzen an die Tischkante stoßen. Wir sitzen am Fenster und blicken auf die Stadtvegetation, eine Winterlinde (Tilia cordata), deren letzte herzförmige Blätter zu Boden fallen. Die Form der Blätter ist die gleiche wie das Kakaomuster auf unserem Milchschaum. Wie aufmerksam. Meine Tochter und ihre Freundin lästern über alle Mädchen, die am Fenster vorbeigehen: Ätzende Haare, uncoole Jacke, dicke Beine, nicht akzeptable Ohrringe. Sie prusten vor Lachen bei der Vorstellung, dass die Pummel auf der Türmatte einen Megaalarm auslösen, puterrot anlaufen und schnell davonlaufen. Der Tänzer grinst zu uns rüber. Beschämt senke ich den Blick und denke an meine wunderschöne Freundin, deren Rundungen sehr attraktiv sind.

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