Freitag, 6. November 2009

Die Chirurgin trinkt Wermut


Mit einer Digitalkamera fotografiere ich das Innere von Glasschüsseln und heraus kommt: Lenin. Das nenne ich gelungene Aktionskunst oder vielleicht auch kreatives Rorschach-Knipsen. Dabei habe ich mich nie näher mit dem Kommunismus oder Leninismus beschäftigt, ich kenne nicht mal den Unterschied.

Das Aushöhlen eines Kürbisses hat den Anstoß gegeben. Nachdem das Gewebe gelockert und die Kerne herausgelöffelt sind, hängt der Rest irgendwie fest. Stochere mit dem Messer herum und ritze das Fleisch an, Mann ist das zäh! Ich komme mir vor wie eine Chirurgin beim Gebärmutter ausschaben. Jetzt weiß ich auch, dass das nicht einfach ist. Man kann nicht einfach das Innere herausheben wie eine luftige Sahne vom glatten Schüsselrand. Das Zeug krallt sich fest, eklige gelbe Fasern, die glitschig aus der Hand gleiten, wenn ich daran ziehe. Muss ein echter Knochenjob sein, haha. Mir reicht es jetzt, ich fackle die widerspenstigen Stränge mit dem Feuerzeug ab. Noch zwei Augen, eine Nase und ein Gruselmund geschnitzt und Kerze rein. Leuchtet. Danach blitze ich ins Innere von Schüsseln und wundere mich, dass ich Lenin sehe. Liegt es am Wermut (Artemisia absinthum), den ich seit Anfang November abends in kleinen Dosen zu mir nehme? Er kann zu Bewusstseinsstörungen und Impotenz führen. Letztere juckt mich nicht.

2 Kommentare:

  1. Ich wusste garnicht das du solche Seiten an dir hast- ein wenig beunruhigend. Hört sich irgendwie eher nach Mord statt Op an.

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  2. Du hast dieses Jahr wahrscheinlich noch keinen Kürbis ausgehölt. Man wird aggressiv....

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