Dienstag, 9. Februar 2010

Schornsteinfeger

Der Schornsteinfeger kommt und fegt im Keller den Schornstein. Ein sehr netter und äußerst gesprächiger Mann mit einem Ohrring. Im Berliner Untergrund ist es kalt, aber ihn stört nicht, dass ich zittere wie Espenlaub (Populus tremulum). Er erzählt von seiner Freundin, mit der er ein Kind hat und dann gibt es noch ein zehnjähriges Mädchen von ihrem Exmann, für das der keinen Unterhalt bezahlt. Das Mädchen nimmt er mit zum Modellfliegen und erklärt ihr die Technik der Fernsteuerung. Frauen sollten technisch Bescheid wissen, findet er. Sonst sind sie ihr Leben lang der Meinung, Männer sind dafür da Nägel in die Wand zu schlagen oder Autoreifen zu wechseln. Neulich hat ihm eine Frau gezeigt, wo bei einem gerade neu auf den Markt gekommenen Mercedes das Ölventil ist. Er hat es nicht gefunden, die Frau schon. Das hat ihn beeindruckt. In den anderthalb Stunden, in denen er den Kamin fegt, erfahre ich noch viele Details aus seinem Leben. Langweilig ist er nicht, er macht Witze, die wirklich lustig sind. Ich nicke und lache. Dann berühre ich ihn kurz.

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