Dienstag, 27. April 2010

Felsenbirne


Kein Felsen weit und breit, aber in Berlin blühen jetzt die Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii), auch vor meinem Büro. Eigentlich sind es auch gar keine Birnen, sondern Äpfelchen, die aus den Blüten reifen, doch wen interessiert das? Vielleicht meine Nachbarin, die aus den ulkigsten Früchten Marmelade kocht – auch aus den Felsenbirnenäpfelchen, die einen leicht bitteren Nachgeschmack nach Marzipan haben. Aus den Blüten der Kapuzinerkresse zaubert sie einen Gelee, der wie orangefarbene Seide schimmert. Seit ich weiß, dass der Busch vor meinem Arbeitsplatz Felsenbirne heißt, ist die Aussicht in meinem inneren Wertesystem schlagartig aufgestiegen. Denn Felsen heißt Berge, Berge heißen Aussicht und Aussicht heißt Feierabend. Kurz: Bayernfeeling. Ergänzt wird der Eindruck durch den Jägerzaun, der die Felsenbirne umzäunt. So ein kleines Stück Erde, das alle paar Minuten vom Durchrattern der U-Bahn vibriert, kann ganz schön viel zur Gefühlsharmonie beitragen. Auch wenn ich weiß, dass Berlin auf Moorboden gebaut ist.

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