Mittwoch, 21. April 2010

Tutzing

Endlich wieder in Bayern: Berge, der Starnberger See und knisternde Bettwäsche. Ein Schlosszimmer mit Kassettendecke und knarrendem Dielenboden. Nicht, dass ich außer der Nacht viel Zeit darin verbracht hätte, aber ich musste die ganze Zeit an die Behaglichkeit des schmalen protestantischen Bettes denken, an die saubere Wärme, die es trotz seiner übertriebenen Einfachheit ausstrahlt, mich umhüllt und ganz einnimmt wie kurz vorher der bittere Schaum des Weißbiers. Ich weiß, das klingt nach blöder Verblendung. Ich sitze in der Rotunde und schaue auf den See. Wie ein Spiegel spiegelt er die Alpen. Diese Idylle verlangsamt das Denken und das Sprechen. Ich spüre eine Sehnsucht, muss mich zur Ordnung rufen, das hier ist Arbeit. Witzig sind die Solarschildkröten im Park. Sie gleiten lautlos über den Rasen und schnippeln einzelne Halme ab. Den ganzen Tag sind sie auf eigene Faust unterwegs, Gänseblümchen und Veilchen (Viola odorata) fallen gleichermaßen. Über den See leuchtet die Benediktenwand (1.801 m), weiter hinten verschwommen die Zugspitze. Das Wasser ist grün und fünf Grad kalt. Es wird den ganzen Sommer dauern, bis man ans andere Ufer schwimmen kann.

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