Sonntag, 11. April 2010

Der grüne Wal

Irgendwo muss es doch einen angesagten Sundowner geben. Die Sonne versinkt jeden Abend im Meer und ein Ritual des Danks wäre so natürlich wie die Lage dieses Fischerorts, in dem jetzt Surfer wohnen.Wir finden einen grünen Wal aus Pappmaché, der uns mit seinen freundlichen Comicaugen zublinzelt und uns in sein Inneres auf einen Drink einlädt. Die Bar ist freaky wie seine Besitzerin, eine ungefähr siebzigjährige Ballerina, die feingliedrig umhertänzelt, Kerzen in bunte Gläser stellt, Aschenbecher austauscht und mit tiefer Stimme ihre Gäste begrüßt. Alle Tische sind voll, gut gelaunte Leute mit schwarzen Haaren und gesunder Gesichtsfarbe. Sie trinken Mojito mit frischer Minze (Mentha piperita). Die Sonne ist kurz vor dem Aufschlag auf den Horizont. Plötzlich stehen alle auf und blicken stumm gen Westen, eine Glaubensgemeinschaft, die eine rote Kugel anpreist. Kaum ist die Sonne weg, wird wieder gefeiert, die Musik lauter gestellt, neue Getränke gemixt. Wir warten auf die Band, die vor dem grünen Wal spielt, aber sie kommt nicht. Auch nicht schlimm.

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