Donnerstag, 10. September 2009

Engelwurz

Auf jedem Tisch liegt eine Fliegenklatsche gegen die Wespen. Wir bestellen Wurstsalat und eine Schinkenplatte, die auf einem gefakten Holzbrett serviert wird, scheuchen uns gegenseitig die Viecher vom Essen. Nach drei Weißbieren wird es lustig, wir haben schon vierzehn Wespen erschlagen. Die Gäste an den anderen Tischen machen es genauso, keiner stört sich an diesem Massenmord.

Im Biergarten summt der Abend, Mückenschwärme erheben sich in die Luft. Ein paar Meter weiter ist die Kuhweide, wir können den Stall riechen. Sieht so aus, als wären wir die Einzigen, die nicht mit dem Auto da sind. Wir müssen noch aus diesem Tal herauswandern, einmal steil bergauf, die Hochebene überqueren und wieder hinunter ins Nachbartal, wo wir wohnen. Wir kichern, weil wir ständig pieseln müssen, so sagen die Einheimischen dazu. Ab in die Büsche, rein ins Dickicht.

Plötzlich schnüffelt da etwas. Wir kreischen wie Schulmädchen aus dem letzten Jahrhundert und flüchten zurück auf den Waldweg. Da ist die Markierung, hier sind wir sicher. Wilde Tiere bleiben im Holz. Wir spekulieren, was das für ein Geräusch war und beschleunigen unseren Gang, stolpern durch den Wald nach Hause. Wo der Weg aus den Bäumen führt, wachsen Engelwurz-Stauden (Archangelica officinalis): Sie sind bekannt für ihre harntreibende Wirkung. Wir brauchen sie nicht.

1 Kommentar:

  1. Wurstsalat ? Ich denke es war eindeutig Käsesalat. Aber wegen all den Fliegen, gebe ich zu, war die Sicht ein wenig beschränkt. Der Heimweg war wirklich eine kleine Abenteuer Wanderung, diese Wurzeln waren verdammt tückisch. Aber wir sind ja schon einiges gewohnt, was die Natur betrifft.

    AntwortenLöschen