Donnerstag, 7. Januar 2010

Weiß, hart

Beim Joggen im Schnee bin ich heute vom Weg abgekommen. Plötzlich ist alles weiß, keine Markierung oder Landmarke weit und breit. Ich laufe nach gefühlter Orientierung in südliche Richtung, dort müsste eine Straße sein. Es ist auch so seltsam ruhig, nur meine Schuhe machen vertraute Geräusche. Ich bleibe stehen und lausche. Nichts. Bevor mich irgendeine Form von Panik handlungs- und bewegungsunfähig macht, entscheide ich, einfach weiterzulaufen und diese Raum-Zeit-Verschiebung zu ignorieren. Nach einer halben Stunde lässt mich meine Kondition im Stich. Ich muss anhalten und wieder dröhnt die Stille. Hm. Die Straße war noch nicht. So groß ist der Park nicht, höchstens man läuft im Kreis. Wo sind die Bäume? Ich überlege, ob ich eventuell träume. Doch das nützt nichts, denn ich weiß nicht, wie ich aus diesem Traum herauskommen könnte. Ich werde hier jämmerlich erfrieren. Der Schnee wird mich sanft zudecken und morgen bin ich ein Stein in der Landschaft, an den einer dieser verratzten Drecksköter pisst. Ich denke an Frühling und blühende Bergwiesen. Ein einzelner Baum taucht auf: Bergahorn (acer pseudoplatanum), seine Rinde ist weiß, hart.


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