Mittwoch, 23. Februar 2011

Straßenbegleitgrün

Zum Andenken an die Widerstandskämpferin Hilde Radusch will der Berliner Senat eine Gedenktafel auf eine Rasenfläche setzen, offizielle Straßenbegleitgrün genannt. In dieses Gras (Poaceus) zwischen Straße und Trottoir wird eine teure Kupferplatte gesetzt, die resistent gegen Hundepisse, Streusalz und Graffiti sein soll. Bezahlen müssen sie diejenigen, die sie gefordert haben: Miss Marples Schwestern, ein Zusammenschluss von Frauen, die mit dedektivischem Gespür historische Persönlichkeiten weiblichen Geschlechts aufstöbern. Frauen werden ja gerne vergessen, insbesondere von Männern. Deshalb ist es schon eine Errungenschaft, dass nach zehnjährigem Kampf um die Aufstellung eines Gedenksteins nun diese Tafel genehmigt wird, für die aber irgendwie der geeignete Platz fehlt. Das Straßenbegleitgrün ist wahrscheinlich gar kein schlechter Ort. Hundebesitzer/innen werden beim Gassi innehalten und während der Hund sein Geschäft macht, die Tafel lesen. Hat doch was.

Sonntag, 13. Februar 2011

Valentina

Überall sind Herzen, sogar beim Bäcker gibt es rosa glasierte Milchbrötchen. Ich überlege, ob ich eins kaufen und essen soll. Oder muss ich das geschenkt bekommen, damit es wirkt? Vielleicht sollte ich bis abends warten und wenn mir bis dahin niemand eins überreicht hat, dann kann ich es ja immer noch essen. Aber wahrscheinlich sind es sowieso Placebos, von denen ich eine unbegrenzte Zahl naschen könnte und dann immer noch nicht zu viel Liebe verspüren würde. Wie das Vitamin C der Petersilie (petroselinum crispum) wird das, was der Körper nicht mehr aufnehmen kann, wieder heraus gespült. Ohne dass sich irgendwelche schädlichen Rückstoffe ablagern, die zu Blind- oder Blödheit führen. Ist also völlig harmlos. Nur die Gedanken, die sich um das rosa Brötchen legen wie eine zweite Zuckerschicht, machen mich kirre. Einbildung ist eben keine Bildung.

Montag, 7. Februar 2011

Nichts passiert

Meine Nächte sind mit einem Traum gefüllt, in dem nichts passiert. Der Traum dehnt sich über mehrere Stunden, in denen ich das gleiche Stück Land, einen Baum, dessen Blätter sich nicht bewegen und einen Stein sehe, der reglos nach Art der Steine auf dem Boden liegt. Obwohl diese Beschreibung nach Frieden und Ruhe klingt, ist der Traum verstörend und unheimlich. Eine nicht greifbare Dynamik lauert im Hintergrund. Ich will wissen, wo dieses Land ist, das ich nicht kenne, warum der Stein da liegt und was das für ein Baum ist. Eiche (Quercus), Buche (Fagus), Esche (Fraxinus excelsior)? Mein müder Blick wandert zwischen diesen drei Dingen hin und her, die ganze Nacht. Morgens wache ich gerädert auf und mein Gehirn sucht weiter, den ganzen Tag. Auch nachdem ich die vollkommen identische Szenerie jetzt seit einer Woche träume, bin ich mit meiner Erkenntnis noch keinen Schritt weiter gekommen. Kann es sein, dass der Traum gar nichts bedeutet?