Sonntag, 31. Januar 2010

Mit Wolle durch den Winter (3)

Ein gutaussehender Jack Wolfskin (gelb mit schwarzen Nähten) sitzt mir gegenüber und strickt. Blaue Wolle aus weißer Plastiktüte. Da ich sowieso in seine Richtung gucken muss, fällt es nicht auf, dass ich ihn anstarre. Ihm sowieso nicht, denn er arbeitet konzentriert an einem Stück Zopfmuster oder so. Er kommt bestimmt aus einem multikulturellen Performermilieu – sieht ein bisschen schwedisch oder finnisch aus, Wasseraugen und die Ruhe der lichtlosen Wintertage. Vielleicht ist er auch eher hedonistisch subkulturell, auf keinen Fall jedoch adaptiv bürgerlich sozialisiert, sonst würde er nicht in der Öffentlichkeit stricken. Plötzlich lächelt er mich an, weil ich ganz in Gedanken versunken immer noch auf seine linken Hände schaue. Ich lächle zurück und erröte in der Farbe des brennenden Teufelsauges (Adonis flammea). Früher habe ich meinen Freunden solche Mützen gemacht, wie er eine aufhat. Im Nachhinein ist diese Post-Hippie-Zeit ziemlich cool. Oder unterliege ich wieder dem Irrtum der euphemistischen Edit-Funktion? Manchmal passiert mir das.

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