Samstag, 13. März 2010

Zwei Meter zwei

Der Basketballspieler neben mir liest Meteor. Seine Haltung auf dem Fensterplatz sieht verkrampft aus, seine Knie klemmen das Buch wie zwei gewaltige Bügel ein. Solche Bügel wie auf der Kirmes bei diesen rotierenden Karussells, die Black Rebel oder Hell Damon heißen. Die langen Beine stecken in feinsten Anzughosen, nach einer Stunde zieht er seine Krawatte aus und wir fangen an zu reden. Nach weiteren hundert Kilometern tauschen wir die Plätze und er streckt seine Beine in den Gang. Schranke, niemand kommt mehr durch. Unser Gespräch über die deutsche Wirtschaft, den politischen Reformbedarf im Steuerrecht und zu kurze Hotelbetten findet in einer Aura angenehmer Aufmerksamkeit statt. Und auf einmal ist schon Wuppertal, er sortiert eilig seine Gliedmaßen und eilt nach draußen. Als wir wieder Fahrt aufnehmen, finde ich seinen Binder unter dem Sitz, er duftet herb nach Europäischer Seide (Cuscuta europaea). Ob die komprimierten Vierstundeninformationen für Google ausreichen, eine Adresse für die Krawatte zu finden?

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