Freitag, 3. September 2010

Spinnst du?

Die junge Frau vor mir spricht mit sich selbst. Mit gedämpfter Stimme scheint sie in eine heftige Auseinandersetzung verstrickt zu sein. Sie schaut auf ihr Spiegelbild im Fenster und zischt: Spinnst du? Immer wieder, in verschiedenen Tonlagen. Ihre Körperhaltung ist angespannt, sie gestikuliert verhalten mit ihren Händen. Ich frage mich auch manchmal, ob ich spinne, allerdings im Stillen. Noch öfters frage ich mich, ob andere spinnen, wahrscheinlich fragen die sich das auch. So spinnen alle irgendwie herum, lassen ihre Fäden durch den Spätsommer fliegen und streichen sich irritiert über das Gesicht, weil sie die unsichtbaren Fäden kitzeln wie Elfenflügel, fein wie das Zwerg-Mauseschwänzchen (Myosurus minimus).

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