Donnerstag, 1. Juli 2010

Froschmann

In der U-Bahn sehe ich den Froschmann. Er sitzt mir gegenüber in einer grün-grauen Taucherjacke, an seinem Handgelenk leuchtet digital eine dicke garantiert wasserdichte Uhr. Ob sie anzeigt, wie tief wir hier mit der Bahn in die Erde tauchen? Kann ich nicht erkennen. Flossen hat er nicht an. Leichter Gummigeruch steigt mir in die Nase. Dieser Mann atmet nicht durch eine Atemmaske und trotzdem ist etwas Mechanisches in seinem Luftholen. Er zieht die Luft tief in sich herein, dabei richtet sich sein Körper auf, die dicken Gummirollen seiner Jacke glätten sich. Beim Ausströmen der Luft sackt der ganze Mann zusammen, ein fetter Frosch. Wahrscheinlich hat er nicht das Geringste mit Wasser zu tun, sondern das Taucheroutfit ist reiner Zufall. Ich glaube, ich habe solche Jacken schon in Läden auf der Hermannstraße gesehen. Habe mir dann vorgestellt, wie sich mangels Lüftung die Körperwärme staut und wie man dann ins Schwitzen kommt. Würde der Mann den Reißverschluss öffnen, käme ein Geruch wie Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum) heraus und ich müsste mit dem Brechreiz kämpfen.

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