Dienstag, 25. August 2009

Quecke

Jeden Morgen stehen wir früh auf und joggen auf Feldwegen rund um das Dorf. In unserer unausgeschlafenen Feriennaivität denken wir, wir wären die einzigen, die sich im Frühtau den Restalkohol aus dem Blut schwemmen, falsch. Wir tragen Sportbrille und Schirmmütze, damit die Augenringe nicht das fröhliche Grüß Gott an die anderen Läufer trüben, ein kurzer Blick auf die Marke der Runningwear. Es gibt so viele Outletcenter in den Voralpen, dass man schön blöd wäre, mit no name Sportklamotten hier herumzulaufen.

Die Maitais von gestern Abend machen uns kurzatmig. Am Betonufer des Stausees hocken Angler, ein junger Landwirt brettert mit seinem Trecker über den Acker und verpestet die Luft. Er lacht laut. Über uns? War er gestern auf unserer Singstar-Party? Ich kann mich nicht an ihn erinnern. Aber ich stand die meiste Zeit über in der Küche und habe die Cocktails gemixt. Unser Gesang hat die Dorfjugend mutig gemacht. Plötzlich waren ganz viele Leute im Wohnzimmer, die versuchten Hochdeutsch mit uns zu reden. Wenn ich bayrisch antwortete, haben alle mit den Augen gerollt.

Na und? Als das Weißbier aus dem Kühlschrank im Keller alle war, sind wir auf hochprozentige Drinks umgestiegen. Drapiert mit allerlei heimischem Obst habe ich die Getränke in Starbucksbechern aus der ganzen Welt serviert. Das sind eigentlich Kaffeetassen, aber davon gibt es eine unbegrenzte Anzahl überall im ganzen Haus. Der abwesende Hausherr ist ein weitgereister Tassensammler. Wir haben die Zweckentfremdung für uns behalten, man weiß als Hausgast ja auch nicht, ob das Sammelgut überhaupt benutzt werden darf. Aber mal ehrlich – Starbuckstassen aus den Metropolen der ganzen Welt eignen sich ausgezeichnet als Cocktailgefäße. Man kann sie auch nach dem Verlust der Feinmotorik sicher irgendwo abstellen ohne dass etwas verschüttet wird oder die Tasse selbst ins Wanken gerät. Für die Dorfjugend nach dem Bierkrug das ideale Trinkgefäß. An den Rändern unserer Joggingstrecke wächst die Quecke (Agropyron repens) mit langem, kriechendem Wurzelstock. Als Frischsaft auf einen Teelöffel geträufelt löst sie Nieren- und Harnsteine auf und schützt die Schleimhäute. Das perfekte Mittel für Urlaub in Bayern.

2 Kommentare:

  1. Mal ehrlich, das war der perfekte Abend, auch wenn der Morgen danach dementsprechend ausgefallen ist. Wir habe sogar so manch schreckliche Lieder geträllert- was natürlich nicht an uns lag. Der böse Alkohol ! Aber ich muss sagen du bist eine fabelhafte Cocktail Mixerin- ein großes Lob an so mache Drinks. Die Starbuckstassen spielten natürlich auch eine große Rolle, wenn man keine anderes Hobby findet, sammelt man halt Starbuckstassen aus aller Welt und trinkt an so manchen schönen ruhigen Abenden mit einem guten Buch, ein Becher Rotwein aus ihnen. Was will man mehr? ..

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  2. Starbucks-Tassen eignen sich auch hervorragend für Suppen auf Weihnachtsfeiern.

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