Sonntag, 9. Mai 2010

Underdog

Laufe ich nachts an der Skalitzer Straße entlang und merke, da kommt jemand von hinten, denke ich: please don´t stab me. Mein Rücken pumpt sich auf (soweit das geht), mein Schritt wird militärisch. Ich demonstriere stahlharten Widerstand. Keine Chance für ein Messer, die weiche Haut, die zarten Lungen, das weiße Fleisch zu durchdringen und nachhaltigen Schaden anzurichten. Schmerz. Nein, der von hinten kommt, ist harmlos. Ein Punk auf dem Fahrrad. Er schreit mir ins Ohr, als er auf gleicher Höhe ist, doch ich bin vorbereitet und grinse ihn breit an, bevor ich ihm mit dem Metallring um meine kleine Faust eine reinhaue. Damit hat er nicht gerechnet, er fällt vom Rad und blutet wie ein Schwein. Bevor er wütend wird, wundert er sich, wo ich geblieben bin. Ich bin schon weg, wozu sonst sollte mein tägliches Lauftraining gut sein. Schlage mich in die Büsche, durch die Berliner Brachen und den ganzen Schutt, hier wächst Gemeiner Beinwell (Symphytum officinale), auch Schwarzwurz genannt. Komme mir jetzt selber vor wie ein Underdog. So ein Punk hat keine Kondition. Keine Chance für ihn mich einzuholen. Dabei finde ich Punks interessant. Mir wäre es lieber gewesen, er wäre kein Punk, so war es, als hätte ich einen Bruder geschlagen.

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