Dienstag, 21. Dezember 2010

Kanada

Ich schleiche vorsichtig durch verschneite Wälder, die Konturen sind weich und manchmal ist ein Baum ein Stein, ein Stamm eine Mauer aus Schnee. Ein Mann mit einem Gewehr kreuzt meinen Weg, doch er schaut mich nicht an, stapft weiter durch eine Spur, die nur er sieht. Wenn es dunkel wird, muss ich zu Hause sein, sonst finde ich den Weg nicht mehr. Es war eine Schnapsidee, alleine das Tal runterzugehen, jetzt kann ich nur noch vorsichtig einen Schritt nach dem anderen tun, um nicht in den Bach einzubrechen, der unter mir gluckert. Ich habe Schokolade bei mir und einen Zweig Rosmarin (Rosmarinus officinalis) an dem ich ab und zu schnuppere. Er gibt mir Zuversicht. Andi, wo bist du wenn ich dich brauche. Seit er Schnee macht, hat er völlig den Verstand verloren. Diese Mischung aus Schönheit und Katastrophe fasziniert ihn, nicht nur ihn. Alles bricht zusammen, vor allem die Zivilisation, aber auch die Bäume und was weiß ich noch alles. Das Weiß macht alles harmlos, konserviert von der Kälte. Ein Schuss zerreißt die Stille. Weit fort. Aber dennoch habe ich Gänsehaut und haste tapfer weiter.

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