Mittwoch, 19. Januar 2011

Vollmond

Meine Tochter fragt mich ob ich vergangene Nacht geschlafen habe, ja klar, bin kein Werwolf. Aber sie fragt mich so etwas sonst nie und daraus schließe ich, dass sie nicht geschlafen hat. Das ist so ihre Art - über zwei Ecken, drei Blumen und in fürsorglichem Ton mitteilen, dass sie etwas zu erzählen hat. Sie sagt es war ja Vollmond aber das war nicht der Grund warum sie nicht geschlafen hat. Sie hat die ganze Nacht SMS-Seelsorge für ihre Freundin betrieben. Sonst fällt ihr irgendwann das Telefon aus der Hand aber dieses Mal nicht. Für diese eine Nacht hat sich die Flatrate für ein ganzes Jahr gelohnt, außer, dass beide morgens mit schweren Lidern in die Schule sind. Ich finde das natürlich nicht gut, aber was weiß ich schon. Damals stand das Telefon noch auf dem Flurschränkchen neben dem Gummibaum (ficus elastica) und die Schnur war einen Meter lang. Ich erkundige mich diskret nach dem Inhalt der Kommunikation und erhalte einen Antwort, die ich hier ohne mit der Wimper zu zucken wiedergeben könnte – so allgemein, unverbindlich und oberflächlich, dass ich mich nicht getraue, weiter zu bohren. Ich ziehe meine rechte Augenbraue hoch, weil ich das gut kann und nicke stumm.

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