Dienstag, 1. Juni 2010

Holzweg

Allein im Wald. Die rotweißen Markierungen leiten mich immer tiefer in das helle Grün. Folge ihnen einfach ohne groß nachzudenken wo ich hin will. Freue mich über die gut sichtbaren Zeichen an den Steinen. Langsam wird es dunkel, die Vögel zwitschern ihr Abendlied. Dann stehe ich plötzlich auf dem Holzweg und ganz langsam sickert die Erkenntnis in mein Bewusstsein, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin. Total verfranst. Ich weiß nicht mehr wo ich bin. War es mir vorhin noch schnurtzegal, weil ich im Vertrauen auf die Markierung dachte, ein bestimmtes, wenn auch nicht von mir definiertes Ziel zu verfolgen, so bin ich jetzt umso verwirrter. Die Himmelsrichtung mit Hilfe des Sonnenstands ablesen geht nicht mehr. Kaum mehr Licht vorhanden. Das Grün wird zu Grau. Ich stehe wie angenagelt auf dem Weg, nur die Gedanken in meinem Kopf bewegen sich. Im Kreis. Der Wald fängt an zu knacken. Ich taste mich zum nächsten Stamm und lasse mich an ihm nieder, Brennnesseln (Urtica dioica) werfen ihre kleinen Widerhaken in meine Haut. OK, ich werde hier im Kraut übernachten, es wird die längste Nacht meines Lebens.

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