Dienstag, 9. November 2010

Kontakt mit dem Adel

Würde ich im Zug einen Grafen kennenlernen ohne zu wissen dass er einer ist, ich würde ihn an der eng geknüpften Weste und am unprätentiösen Gebrauch der lateinischen Sprache erkennen. Immer einen flotten Kommentar auf Lager. Und so viel Selbstbewusstsein, so viel Verantwortung für das Gemeinwohl und immens viel Interesse an den Gepflogenheiten des einfachen Volkes. Ethische Grundsätze stehen vor dem simplen Bedürfnis nach profanem Gelderwerb, schließlich macht es (das Geld) nicht mal glücklich und man kann auch seinen maroden Landsitz nicht davon instand halten. Verarmter Adel also, ja klar, zweite Klasse Fensterplatz. Nach drei Stunden miteinander fahren bin ich davon überzeugt, dass sein Geldmangel sich völlig anders anfühlt als meine Geldnot. Er fühlt sich als Spross eines umfangreichen Stammbaums nämlich trotzdem reich. Wie ein Pfennigbaum (Crassula ovata), dickblütig und widerstandsfähig. Die wachsen sogar auf der steinigen Lavaerde vulkanischer Inseln. Also exotisch trotz einheimisch. Ist schon ulkig so ein Graf.

1 Kommentar:

  1. haha! genau wie der Herr Doktor und sein Maserati. Ich sage ja: Distinktion macht in der zweiten Klasse einfach mehr Spaß.

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